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Elon, die Klimakrise und Ich

Autorenbild: Derviş DündarDerviş Dündar

Manchmal weiß ich nicht, wohin es für mich gehen soll. Soll ich mich weiter gegen Rassismus, Antisemitismus, Sexismus und andere diskriminierende Strukturen engagieren? Soll ich die Klimakrise thematisieren und auf die Schäden hinweisen, die wir dem Planeten und uns selbst zufügen? Soll ich Elon Musk dafür verantwortlich machen, dass wir in einer ungerechten und ungleichen Welt leben, in der die vorhandenen Ressourcen bei einigen wenigen Menschen liegen? Kann er etwas dafür, dass die Welt so ungerecht ist?


Ja.


Okay. Und wie soll es nun weitergehen? Soll ich ihn anrufen? Kann ich ihn überhaupt anrufen? Ist das noch nötig, wenn ihm Twitter gehört? Kann ich ihm nicht einfach schreiben? Als so eine Art Fanboy?


Das funktioniert sowieso nicht mehr, weil ich meinen Twitter-Account gelöscht habe. Einem einzigen Mann gehört Twitter. Ich glaub, ich spinne.


Ich denke, dass Elon Musk besseres zu tun hat, als sich mit dem Planeten, mir oder irgendwelchen anderen Menschen zu beschäftigen. Er gibt zum Beispiel dumme Kommentare von sich und tut so, als würde er etwas von Politik, Wirtschaft oder Ethik verstehen. Ethik ist für ihn ein schönes Wort, aber daraus macht sich Elon nichts. Außerdem bin ich mir sicher, dass er das Wort Dilemma nicht buchstabieren kann bzw. von der Existenz dieses Wortes weiß. Dafür müsste er sich in irgendeinem Dilemma befinden und sich dann fragen, welches Wort seine Situation am besten beschreiben würde. Ethische Fragen wie z.B. der Zerstörung unseres Planeten. Aber das ist zu kompliziert und viel zu weit weg für einen Mann wie Elon.


Ein freier Mann. Ein freier Mann, der irgendwelche Raketen in den Orbit schießt und darauf hofft, dass dadurch irgendetwas besser wird. Als würde irgendetwas dadurch besser werden. Peinlich, wenn man sich vor Augen führt, dass er das ganze Geld auch sinnvoll einsetzen könnte. Er könnte es zum Beispiel mir schenken und ich würde es für die Rettung unseres Planeten einsetzen. Also zum Beispiel zum Kampf gegen Menschen wie Elon Musk.


10% der Menschheit, die 70% zur Klimakrise beitragen. Die anderen 90% gehen schwimmen, wenn sie es können oder halt ertrinken, weil die Masse an Wasser, die auf sie zukommt, sie einfach ertränkt. Keine Pointe.


Zurück zum Thema (was ist eigentlich das Thema?) - Ich würde Twitter kaufen, wenn er mir sein Geld schenken würde und aus Twitter einen Ort der digitalen Zusammenkunft machen. Einen Ort der Liebe und der Kooperation. Einen Raum zum gemeinsamen Lernen und Kennenlernen. Einen Ort ohne Nazis, Trolle, TERFs und Elon Musk.


Freie Menschen müssen sich aber leider keine Gedanken über die Zerstörung unseres Planeten machen, weil sie in der besten Welt leben, die es innerhalb eines ungerechten und ungleichen Systems geben kann. Und deshalb schenkt mir Elon Musk nicht sein Geld. Und deshalb muss ich mir weiter Gedanken darüber machen, wie es für mich weitergehen soll. Weil ich Twitter nicht besitze. Sondern Elon.


Elon scheint für mich unerreichbar. Eine Art weißer, männlicher Gott mit leichtem (?) Übergewicht (kein Fatshaming, sondern Klassenkampf). Er kann machen, was er will, muss keine Arbeitsverträge unterschreiben, weil er aufgrund seines Vermögens nicht darauf angewiesen ist und lebt in einer anderen Welt als der unsrigen. Er ist cool und smart. Und ein Verschwörungstheoretiker. Es gibt viele Menschen, die an ihn glauben und Andersdenke verachten oder sogar attackieren. Das sind die Menschen, deren Ururururururur-Großeltern im Namen der katholischen Kirche ihre rothaarige oder jüdische Nachbarin auf einem Scheiterhaufen verbrannt haben, weil sie an Gott geglaubt haben. Nur heutzutage werden nicht einzelne Individuen verbrannt, sondern unser ganzer Planet. Für den Glauben an irgendeinen Typen, dem keine Sonnenmilch dieser Welt helfen kann, wenn er sich auszieht und bräunen will. Elon Musk ist so weit vom bewohnbaren Planeten Mars entfernt, wie seine Haut von der Beschreibung „gut gebräunt“.


Wisst ihr was? Ich habe mich dazu entschieden einen Brief an Elon Musk zu schreiben, auch wenn ich mir sehr sicher bin, dass er diesen Brief niemals lesen wird.

Was sagt das über mich aus? Nichts.


Für die Zukunft dokumentiere ich an dieser Stelle meinen gedanklichen Wortlaut und hoffe darauf, dass der Brief über Umwege Elon erreicht. Vielleicht, wenn er allein auf diesem Planeten verweilt, weil er ihn mit seinen anderen reichen Kumpels zerstört hat.


„Lieber Elon,

ich hoffe, dass du Spaß hast.

Ich bin mir sicher, dass Du Spaß hast.

Du musst nicht arbeiten oder Angst vor irgendwas haben, sondern kannst überall hinfliegen und überall wirst du behandelt wie der Papst.

Oder noch besser als der Papst. Du bist schließlich superreich.

Manche sagen, dass du es dir verdient hast. Ich glaube nicht.

Du tust nur gerne so, als würdest du arbeiten. Ich habe dich noch nie arbeiten gesehen.

Du läufst immer nur rum, lachst, gibst dumme Kommentare von dir und tust so, als wärst du für irgendwen wichtig.

Mir bist du wichtig, aber auf eine Art und Weise, die dir nicht gefallen wird.


Hier bei mir geht nämlich die Welt unter, aber ich weiß noch nicht, ob es an mir oder dem Planeten liegt.

Ich weiß nur, dass wir sehr wenig Regen, viel Wind und Sonne und super hohe Temperaturen haben.

Und das macht mir irgendwie Angst.

Weil wir Böden verlieren, die Nahrung hergeben. Weil uns das Trinkwasser ausgeht. Weil die Luft immer schlechter und ungesünder wird. Weil das Leben auf unserem Planeten sehr unangenehm wird. Weil es, wenn wir so weitermachen wie bisher, kein Ende der Negativspirale gibt und wir keinen lebenswerten Planeten mehr haben werden.

Und mit „Wir“ meine ich uns alle, auch wenn es viele härter treffen wird, als uns superreiche Staaten des sogenannten Westens.


Außerdem verschärfen sich in allen Bereichen des Lebens die Krisen: Demokratiekrise, Energiekrise, Sinnkrise, Krieg und vieles mehr.

Meiner Auffassung nach hängt all das mit der Klimakrise zusammen. Wir reden aber lieber über die Krisen, die so offensichtlich sind, dass wir potenziell dafür Lösungen haben, die uns nicht schaden.


Wie sollten wir als einfache Menschen auch die Klimakrise lösen? Eine Antwort wäre: auf jeden nicht zwingend notwendigen Konsum zu verzichten. Aber das muss jede und jeder für sich entscheiden. Deshalb müssen wir andere Wege gehen.


Und jetzt komme ich auch schon zu dem Punkt, warum du mir wichtig bist. Ich will nicht die ganze Zeit um den heißen Brei reden.

Du bist superreich und du stößt mit deinem Lebensstil unfassbar viele Treibhausgase aus. Nicht nur dumme Kommentare, sondern auch beschissene Treibhausgase.


Danke Elon, danke für nichts.


Du bist damit nicht allein, sondern bist nur einer von einigen Superreichen. Euch Superreiche müssen wir zu greifen bekommen. Euch müssen wir stoppen. Nicht wegen Twitter oder Instagram oder Amazon oder Exxon oder Shell oder RWE oder Otto oder Lidl oder sonst irgendwas.


Sondern wegen unseres Planeten.


Denn von diesem Planeten ist unser aller Leben abhängig.


Ich hoffe, dass du mich verstehst (weil der Text auf Deutsch ist) und hoffe auf dein Verständnis für meine Verachtung dir gegenüber.


Ich danke dir.


Revolutionäre Grüße

Der Postmigrant“


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